Chronik von Friedrichsgrätz
Ein Beitrag von Gerd Müllenheim
1751 am 30. September verhandelten 30 Tschechen mit Blanicky und dem Förster Redanz im Wald von Krascheow (Krasejov) über die Gründung einer neuen Kolonie.
1752 der König bestätigte die Gründung der Kolonie Friedrichsgrätz, am 19. November wurde den Friedrichsgrätzern der Bau einer Brauerei, einer Weinbrennerei und einer Mühle genehmigt. Die Pacht sollte in die Kirchenkasse zum Unterhalt der Schule, der Pfarrei und für das Gehalt der Lehrer abgeführt werden. Mittels Los wurde am 27. November unter den Kolonisten der Grund verteilt. 33 Familien begannen mit der Bewirtschaftung. (14 Tage vorher entschieden sich 12 Familien für den Umzug nach Berlin.)
1753 die Berliner entsandten nach Friedrichsgrätz den Lehrer Jan Ludvik Zlatnik
1754 am 14. November bestätigte das Breslauer Konsistoriat Jan Ondrej Stetina als ersten evang.-reformierten Prediger in Friedrichsgrätz
1755 im März erhielten Familien, die zur Herrnhuter Gemeinschaft hielten, Pässe für die Übersiedlung nach Berlin
1758 bauten die Friedrichsgrätzer eine Kirche mit Schindeldach
1777 der zweite Friedrichsgrätzer Lehrer beendete seine langjährige Tätigkeit (Jan Franc), an seine Stelle tritt der Lehrer Jan Sovak, zunächst unterrichtete er im Haus Nr. 8, später im Haus Nr. 14
1794 der gebürtige Friedrichsgrätzer, Stefan Mach, wurde Lehrer und Kantor
1795 die Gemeinde schloß mit der königl. Forstverwaldung einen Vertrag, der das Sammeln von trockenem Holz erlaubt. Die Friedrichsgrätzer verpflichteten sich, für Holz und Reisig pro Familie jährlich 4 Groschen zu zahlen. Im selben Jahr wurde auf dem Grundstück Nr. 35 eine Schule in Holzbau errichtet
1796 in Friedrichsgrätz standen 100 Häuser, in denen 468 Menschen lebten
1804 nach fünfzigjährigem Dienst starb am 27. Februar im Alter von 99 Jahren der Prediger Jan Ondrej Stetina. Sein Sohn und Nachfolger, Jakob Teofil Stetina, beerdigte ihn
1810 die evangelisch-reformierte Gemeinde zählte 422 Männer, 432 Frauen und 266 Kinder, gleichzeitig lebten hier 8 Deutsche (Lutheraner), 10 Polen (Katholiken) und 12 Juden
1819 am 20. Februar verstarb im Alter von 63 Jahren Pastor Jakob Teofil Stetina. Er diente in Friedrichsgrätz ab 1800, die ersten vier Jahre als Aushilfe bei seinem Vater
1821 der junge Pfarrer Peter Sikora aus Hussinetz (Husinec) wird am 2. Dezember in sein Amt eingeführt
1824 Friedrichsgrätz erhielt am 1. Juli einen neuen Lehrer, Jan Duska aus Hussinetz (Husinec)
1832 die Friedrichsgrätzer Presbyterianer (Kirchenvorstand) unterzeichnen am 8. Juli den Anschluß an die Unionskirche, am 26. August wurde zwischen den Breslauer Behörden und Vertretern der 60 Kolonisten aus Friedrichsgrätz ein Kaufvertrag unterschrieben. Auf dem erworbenen Waldgrund wurde die Kolonie Petersgrätz gegründet.
1835 nach Friedrichsgrätz kam aus Hussinetz (Husinec) der neue Lehrer Jan Sakrausky. Noch vor 1843 erhielt er den ersten Helfer Friedrich Jakl, ebenfalls aus Hussinetz (Husinec)
1837 am 19. Oktober verstarb der vierzigjährige Pfarrer Sikora. Sein Dienst in Friedrichsgrätz dauerte 16 Jahre.
1838 die Friedrichsgrätzer wählten am 25. November den Deutschen Ludwig Appenroth als neuen Pfarrer
1844 mit den Evangelischen der polnischen Gemeinde Chobie schlossen die Friedrichsgrätzer am 19. September einen Vertrag: die Evangelischen aus Chobie wollten sich der Friedrichsgrätzer Kirchengemeinde anschließen. Sie besuchten die tschechischen Gottesdienste in Friedrichsgrätz. Vertraglich verpflichteten sie sich, für besondere kirchliche Dienste dem Pfarrer eine Stola (Gebühr) zu bezahlten. Dafür sollten sie von Leistungen für Kirche und Pfarrei befreit sein.
1845 in Friedrichsgrätz standen 162 Häuser mit 1117 Einwohnern, 48 Männer betrieben das Schusterhandwerk, 31 ernährten sich vom Baumwoll- und Leinenweben, 20 Weber arbeiteten an den Webstühlen (Industrie).
1847 die Friedrichsgrätzer erbauten neben der Kirche eine neue Schule
1852 am 28. März übergab Pfarrer Appenroth nach dreizehnjährigem Dienst die Pfarrgemeinde an Jan Sramek aus Pilsen. Sramek blieb nur ein Jahr in Friedrichsgrätz. Die Friedrichsgrätzer fordern am 23. August die Entfernung des Kreuzes und der Kerzen aus ihrer Kirche (entspricht nicht der evangelisch- reformatorischen Lehre). Gleichzeitig wollten sie aus der Unionskirche (Kirche der alt-preußischen Union – mit den Lutheranern) austreten.
1853 der tschechische Pfarrer Josef Storch wird am 29. Mai in sein Amt eingeführt
1872 die Friedrichsgrätzer Kirche muß repariert und gestützt werden, damit sie nicht einstürzt
1874 am 22. Mai überlassen die Kirchenältesten der Gemeinde das Wirtshaus (Harenda), mit der Auflage, daß sich die Gemeinde um das Lehrergehalt und um die Erhaltung der Schule und der Kirche zu kümmern hat. Der Lehrer Sakrausky beendete seinen Dienst. Sein Nachfolger (Brix) blieb nur einige Monate, dann wurde der Pole Wilhelm Kasperczyk Hauptlehrer.
1883 die Friedrichsgrätzer bereiteten sich auf den Abbruch der Kirche vor
1886 nach 33 Jahren Dienstzeit verstarb am 30. Oktober Pfarrer Storch
1888 am 11. November wird Pfarrer Kmet, ein Slowake, in sein Amt eingeführt, in dieser Zeit hatte Friedrichsgrätz 1500 Einwohner
1890 in Friedrichsgrätz wird der Bau der neuen Kirche beendet (Ziegelbau)
1894 fast ein Viertel der Gemeinde brennt nieder
1895 die Friedrichsgrätzer bauten wieder eine neue Schule. In der alten Schule werden die Lehrerwohnungen renoviert.
1898 wurde die hölzerne Harenda (Wirtshaus) abgerissen und eine neue gemauert
1904 am 7. September brannten in Friedrichsgrätz 110 Häuser nieder, 147 Familien (664 Personen) wurden obdachlos. Für den Wiederaufbau der Häuser mußte zunächst eine Verbindung zum Bahnhof Krascheow (Krasejov) geschaffen werden. Hiermit wurde die Anlieferung von Steinen für die Grundmauern möglich. 63 Familien meldeten sich als Kolonisten zur Aussiedlung aus Friedrichsgrätz. Die Liste der Kolonisten wies 358 Personen aus (103 Männer, 116 Frauen und 139 Kinder). Am 1. Dezember verhandelten die Friedrichsgrätzer mit dem Verwalter der Güter in Bzinec über die Gründung der Kolonie Wilhelmshort.
1905 144 ha Grund in Bzinec (Bzinica) wurden am 30. Mai den Kolonisten verkauft. Den restlichen Grund, 30-40 ha, kauften dann Interessenten aus Sacken.
1906 die Friedrichsgrätzer bauten eine neue Pfarrei
1907 die älteste Friedrichsgrätzer Schule (ein Holzbau aus dem Jahre 1795) brannte aus
1908 spricht man von der Friedrichsgrätzer Gruppe der Evangelischen Gemeinschaft (EG) als einem Teil der Separatistenbewegung in Oppeln
1910 von den sechs Friedrichsgrätzer Lehrern beherrschte nur der langjährige Schulleiter Wilhelm Kasperczyk die tschechische Sprache. Er feierte in diesem Jahr sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum. Die Kinder der ersten Klasse sprachen kein Deutsch. Ab der zweiten Klasse durften sie nicht tschechisch sprechen.
1912 am 1. Mai wurde in Friedrichsgrätz Richard Obst Hauptlehrer
1913 kam nach Friedrichsgrätz regelmäßig der Prediger Theobald Schell aus Oppeln
1920 einige Familien aus Friedrichsgrätz beantragen die Reemigration in die CSR
1921 in Oberschlesien wurden am 20. März Wahlen durchgeführt (60% pro-deutsche Stimmen). In Friedrichsgrätz wählten 1252 Personen, davon 1239 für Deutschland und 13 für Polen. Im Mai und im Juni versuchten schlesische Polen mit einem antideutschen Aufstand den Anschluß Oberschlesiens an Polen zu erreichen. Am 20. Oktober wurde zwischen Deutschland und Polen eine neue Grenze festgelegt. Friedrichsgrätz blieb bei Deutschland.
1924 am 1. April beendet Pfarrer Kmet nach 36 Jahren seinen Dienst in der Kirchengemeinde. Das Amt übernahm Pfarrer Erich Klaar aus Niederschlesien.
1928 im März besuchte Pfarrer Radechovsky mit einem Lichtbilder-vortrag über Komensky Friedrichsgrätz.
1929 lud Pfarrer Klaar Radechovsky ein, um in Friedrichsgrätz die Evangelisation durchzuführen, aber das Breslauer Konsitoriat lehnte den Redner aus Böhmen ab.
1930 Pfarrer Klaar gründet den Kindergarten.
1935 der Schulleiter Erich Kitzinger tritt in Friedrichsgrätz sein Amt an. Am 16. März wird Pfarrer Klaar wegen seiner Veröffentlichung über das neue Heidentum in Deutschland verhaftet.
1938 wurden noch alle 3 bis 4 Wochen tschechische Gottesdienste gehalten
1945 am 16. Januar wurden die Friedrichsgrätzer Einwohner aufgefordert, binnen zwei Tagen die Gemeinde zu verlassen. Die Front näherte sich. Im Frühling baten die Friedrichsgrätzer den Pfarrer Radechovsky um Hilfe.
1945 im August besuchte Pfarrer Radechovsky Friedrichsgrätz, er feierte im Hof Gottesdienst, weil die Kirche von den katholischen Polen besetzt war. Er brachte Anträge für die Re-emigration in die CSR mit. Am 17. Dezember übersiedelten die Nachfahren der Gründer der Friedrichsgrätzer Kolonie, soweit sie nach dem Krieg
nach Friedrichsgrätz zurückgekehrt waren, in die CSR.
Keiner blieb.
Friedrichsgrätzer Herkunft-Namen, Orte
Beitrag von Günter Mally
6 Gedanken zu “Chronik von Friedrichsgrätz”
It is not businnesses site. It is my ancestry site.
Georg
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Sehr interessant geschrieben. Meine Familie – die Utikal‘s stammen auch aus Friedrichsgrätz/ Petersgrätz. Im Sommer fahre ich dahin, um zu sehen, wo meine Vorfahren gelebt haben.Danke für diese Einblicke..
Hallo Manuela.
Die Utikals waren sehr große Familie in Friedrichsgrätz und Petersgrätz.
In meinem Stammbaum sind ca. 30 Utikals in Verbindung mit Mundil, Kraiczi, Karliczek
Gruß Georg
Ahoj, jsem potomkem rodiny Malých, možná Mallych. Moje matka Renata, nar. 1937, žila ve Friedrichsgratz, s matkou Gertrud Mally opustili Friedrichsgratz před frontou a po návratu již byl jejich dům obsazený. Skončily v Čechách, v Chodově, dále na Jalovém Dvoře a v Kraslicích. Kdybyste věděli o někom, kdo mou rodinu znal, byl bych Vám velmi vděčen.
Ahoj Miro.
Mam od Rodu Mallych dost informaci.
Ale potrebuji jmeno a rok narozeni od tveho dedi Malleho a babicky Gertrud (jmeno za svobodna)
Pozdrav Georg